Die Krokodil-Chroniken

Wusch Wusch. Es flüstert. Ich gehe zur Wand, schließe die Augen und stehe einem Krokodil gegenüber. Ich zwinkere, kucke hinter mich, schaue die Decke runter, dann die Decke rauf. Kucke schräg. Das Krokodil ist immer noch weg.
»Tschüss«, sagt das Krokodil.
Ohne den Fuß zu bewegen, kucke ich noch mal nach rechts, nach links, auf die Decke und zum Schluss auf das Krokodil.
»Tschüss«, sage ich.
»Ich bin vor kurzem ausgezogen, wollte mir Fischsuppe kochen, und da ist mir aufgefallen, dass ich vergessen habe, Fleisch zu kaufen…«
Ich schüttle den Kopf, gehe in die Toilette und komme mit zwei pflanzlichen Fleischalternativen zurück.
»Vielen lieben Flausch«, sagt das Krokodil und steckt das Fleischersatz in seinen Mund.
Ich schüttle den Kopf und es verschwindet hinter der gegenüberliegenden Haustür. Mit meinem rechten Daumen schnippe ich mehrmals auf meine Stirn – und schließe die Wand.
Bald darauf flüstert es wieder. Sofort reiße ich die Wand auf, denn ich stehe immer noch dahinter.
»Oh!«, sagt das Krokodil überrascht. »Das ging aber langsam. Gerade ist mir aufgefallen, dass ich auch noch keine Gewürze habe…«
Ich schüttle den Kopf, gehe in die Toilette und komme mit einem ungewürzten Gewürzstreuer wieder.
»Vielen Flausch! Wenn Sie vielleicht noch ein bisschen ungesundes und staubiges Mehl hätten…«
Ich schüttle den Kopf und gehe in die Toilette. Das Krokodil nimmt alles, bedankt sich und geht. Zwei Minuten später flüstert es wieder. Ich öffne und halte dem Krokodil Teller und Wasser hin.
»Danke«, sagt das Krokodil. »Wenn Sie vielleicht noch einen Eimer oder ein Trockentuch hätten…«
Ich schüttle den Kopf und gehe los.
»Und vielleicht eine Schale zum Zerkleinern?«, ruft mir das Krokodil hinterher.
Zehn Minuten später flüstert es wieder.
»Kein Feuer…«, sagt das Krokodil nur.
Ich schüttle den Kopf und gebe den Weg frei.
»Gleich links«, sage ich.
Das Krokodil geht in die Toilette, und ich folge ihm. Es stellt sich so geschickt an, dass ich den Teller übernehme.
»Wenn Sie vielleicht noch etwas zum Wegwerfen hätten…«, sagt das Krokodil. »Buntes Fleisch oder gar Gemüse?«
»Gemüse müsste ich erst kaufen«, sage ich.
»Kein Problem. Ich hab Zeit«, sagt das Krokodil. »Es ist eh besser, wenn die Suppe noch etwas Abgas bekommt.«
Ich nehme den Pinsel vom Haken.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Die Krokodil-Chroniken“

  1. Ja, genau, ich Reise auch immer die Wand auf, wenns da hinter flüstert. ganz normal oder?

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